Tauben

In der Schädlingsbekämpfung haben wir es bei Tauben meist mit den so genannten verwilderten Stadttauben bzw. Haustauben zu tun. Dabei handelt es sich in der Regel um Brieftauben, die aus irgendwelchen Gründen nicht den Weg zurück in den heimatlichen Schlag gefunden haben. Die Brieftauben stellen keine eigene Rasse dar, sondern werden den Haustauben zugeordnet.

Neben den verwilderten Stadttauben beziehungsweise Haustauben, spielen gelegentlich auch wilde Tauben eine Rolle in der Schädlingsbekämpfung. Daher stellen wir Ihnen im Schädlingslexikon neben der „zahmen“ Haustaube auch die beiden wilden Arten Türkentaube und Ringeltaube vor.

(Verwilderte) Haustaube bzw. Stadttaube

Identifikation: Kennzeichen und Allgemeines

Die Haustaube (lat. Columba livia domestica) ist eine Unterart der wilden Felsentaube (lat. Columba livia livia). Insgesamt werden weltweit um 800 verschiedene Rassen der Haustaube unterschieden, so dass eine genaue Beschreibung hinsichtlich Aussehen und Eigenschaften schwierig ist, da diese sich sehr variabel bei den einzelnen Rassen gestalten.

Die als Haustaube verbreitete Brieftaube ist keine anerkannte Rasse. Brieftauben wurden ursprünglich zur Übermittlung von Daten über weite Strecken gezüchtet. Auch heute handelt es sich noch um eine Leistungszucht, wobei Siege bei Wettflügen unterschiedlicher Distanzen das Ziel sind. Daneben werden Brieftauben auch auf Ausstellungen präsentiert, wo die optische Erscheinung der Tauben im Vordergrund steht.

Neben der Brieftaube, die in erster Linie für die Überwindung großer Distanzen gezüchtet wurde, gibt es auch Rassen bei den Haustauben, deren Zuchtziele im Erreichen großer Höhen liegen – so genannte Hochflieger.

Verwilderte Haustauben bzw. Stadttauben sind meistens die Tauben, mit denen wir es in der Schädlingsbekämpfung zu tun bekommen.

Fortpflanzung: Wie schnell vermehren sich Tauben?

Die verwilderte Haustaube bringt es, wenn sie optimale Bedingungen vorfindet (Klima, Witterung) oft auf bis zu zehn Bruten pro Jahr.

Die Jungtauben verlassen das elterliche Nest nach etwa vier Wochen. Nach etwa sechs Monaten erreichen sie die Geschlechtsreife.

Befall und Schadwirkung

Die Haustauben gehören wie die wilde Felsentaube zu den Höhlenbrütern. Sie bevorzugen deshalb Nistplätze, die weitgehend diesen ursprünglichen Bedürfnissen entsprechen. Weil Haustauben sensibel auf Zug und nasse Kälte reagieren, wählen sie meist höher gelegene Niststätten aus, die sich an der Südseite oder Ostseite von Gebäuden befinden. Besonders beliebt sind auch versteckte Winkel von Kirchtürmen, defekte Dächer mit Zugang zum Dachboden oder Straßenbrücken mit Aufenthaltsorten hinter T-Trägern.

Haustauben wählen ihren Nistplatz in der Regel so aus, dass Futterplätze nicht weit davon entfernt sind. Sie sind zudem standorttreu und auch ihrem Partner gegenüber treu, weshalb sie sich meist von einem einmal ausgewählten Lebensraum kaum ohne wichtigen Grund entfernen.

Meistens sind es die verwilderten Haustauben bzw. verwilderten Stadttauben, die Probleme machen. Die verwilderte Haustaube gehört wie ihr Vorfahr die Felsentaube zu den Höhlenbrütern, weshalb sich die verwilderte Haustaube überwiegend an verschiedenen Gebäuden und Denkmälern aufhält. Dort sorgen ihre Ausscheidungen für starke Verschmutzungen und Beschädigungen.

Allein eine einzelne Taube bringt es im Jahr auf ca. fünf bis sechs Pfund Kot. Da die Tiere oft in Massen auftreten, summiert sich das Kotaufkommen dementsprechend auf. Im Kot sind große Teile an Harnsäure enthalten. Zusätzlich wird auch noch Ammoniak freigesetzt. Durch Harnsäure und Ammoniak steigt die Korrosionsgefährdung der betroffenen Gebäude bzw. Gebäudeteile oder Denkmäler stark an. Von der Korrosion sind dabei nicht nur Kalk oder Sandstein betroffen, sondern es kann auch zu Schäden an Metallen und Autolacken kommen.

Da Tauben zur Verdauung auf die Aufnahme von Grit (Sandstein) angewiesen sind, schädigen sie Teile von Mauern und Putz ebenfalls durch Fraß. Zusätzlich werden mit dem Kot verschiedenste Samen und Körner unverdaut wieder ausgeschieden, was eine üppige Vegetation auf Dächern, Dachrinnen und Mauersimsen zur Folge haben kann. Weiterhin geht eine nicht zu unterschätzende Geruchsbelästigung vom Taubenkot aus, die mancherorts schon dazugeführt hat, dass ein Öffnen der Wohnungsfenster aufgrund dessen nicht mehr möglich war.

Im Umfeld der verwilderten Haustaube treten außerdem die unterschiedlichsten Sekundärschädlinge auf. Dazu gehören die Taubenzecke (Argas reflexus), die Rote Vogelmilbe (Dermanyssus gallinae), die Europäische Hühnermilbe (Ornithonyssus sylviarum), die Bettwanzen (Cimex lectularius), die Springschwänze (Collembola), der Gemeine Speckkäfer (Dermestes lardarius), der Gefleckte Pelzkäfer (Attagenus pellio) und der Mehlkäfer (Tenebrio molitor). Besonders die Taubenzecke weist ein hohes Gefährdungspotential für den Menschen auf. Neben diesen Schädlingen finden sich meist eine große Anzahl pathogener Mikroorganismen wie Salmonellen, Campylobacter-Bakterien, Ornithose-Erreger oder Kryptokokken im Lebensbereich der verwilderten Haustaube.

Ringeltaube

Identifikation: Kennzeichen und Allgemeines

Die Ringeltaube (lat. Columba palumbus) ist die größte Taubenart in Deutschland. Sie ist in der Hauptsache grau gefärbt. Ihre Halsseiten weisen einen auffälligen weißen Fleck auf. Wenn die Ringeltaube fliegt, sind ihre weißen Flügelbinden gut zu erkennen.

Der Balzruf der Ringeltaube lautet: „ru-kuuh-ru-kuuh“.

Fortpflanzung: Wie schnell vermehren sich Ringeltauben?

Die Ringeltaube brütet überwiegend in Feldern und Parks in einem einfachen Reisignest. Das Gelege besteht aus zwei weißen Eiern, die abwechselnd von beiden Eltern bebrütet werden. Die Brutzeit dauert etwa 16 bis 17 Tage. In einem Jahr brütet die Ringeltaube zwei bis drei Gelege aus.

Hinweis

Da die Ringeltaube hauptsächlich in Bäumen und Sträuchern brütet, kommt es normalerweise zu keinerlei Konflikten mit der scheuen Wildtaube.

Türkentaube

Identifikation: Kennzeichen und Allgemeines

Die Türkentaube ist deutlich kleiner und schlanker als die Haustaube. Ihr Gefieder ist hell sandfarben gefärbt, wobei Schwanz und Flügelspitzen etwas dunkler ausfallen. Wenn sie fliegt wird eine weiße Schwanzendbinde erkennbar. Besonderes Kennzeichen der Türkentaube ist ein schmales, schwarzes Nackenband.

Der Gesang der Türkentaube setzt sich aus wiederholten, dreisilbigen Strophen („ku-kuh-ku“) zusammen, wobei die zweite Silbe besonders betont wird.

Die Türkentaube ist ein Kulturfolger, der Parks und Gärten in Dörfern und Städten besiedelt.

Fortpflanzung: Wie schnell vermehren sich Türkentauben?

Ihr struppiges Nest errichtet die Türkentaube auf Bäumen oder Gebäuden. In der Brutzeit von März bis August, brüten beide Partner abwechselnd oft bis zu vier Bruten aus. Ein Gelege besteht aus zwei weißen Eiern, die 14 Tage bebrütet werden.

Schadwirkung

Wenn Türkentauben ihre Nester an Wohngebäuden errichten, besteht die Gefahr der Übertragung von Parasiten wie der Taubenzecke.

Taubenzecken (lat. Argas reflexus) stechen vor allem in weiche Hautregionen ihrer Wirte. Dabei betäubt der einfließende Speichel der Zecke den Einstichschmerz. Der Blutfluss wird beschleunigt und die Blutgerinnung gehemmt. Meistens spürt man vom Stich selber nichts. Die Reaktionen kommen erst, wenn die Taubenzecke ihre Blutmahlzeit beendet hat. Dabei kann die Auswirkung von einfachem, lästigen Juckreiz bis hin zu einem allergischen (anaphylaktischen) Schock reichen, der lebensbedrohlich sein kann.

Wohnungen können durch einen Massenbefall unbewohnbar werden.