Ameisen

Was sind Ameisen und wie erkenne ich sie?

Ameisen (lat. Formicidae) bezeichnet eine Familie von Insekten aus der Ordnung der Hautflügler; auch wenn sie nicht als wespenartig wahrgenommen werden, gehören sie dennoch zu den Taillenwespen. In Europa kennt man etwa 200 verschiedene Arten, gut die Hälfte davon kommt in Deutschland vor. Ameisen sind eusozial, das heißt in Staatenwesen organisiert, die aus wenigen Dutzend bis etlichen Millionen Individuen bestehen können. Unter den verschiedenen Arten gibt es Nützlinge und Schädlinge, zu Letzteren zählen insbesondere ursprünglich nicht hier heimische, vielmehr eingewanderte Arten (sog. Neozoen). Nicht wenige Ameisen stehen auf der Roten Liste gefährdeter Arten und sind deshalb besonders geschützt. Die Ameisenhaltung in dafür geeigneten Formicarien ist recht verbreitet.

Identifikation: Wie erkennt und unterscheidet man Ameisen?

Die sechsbeinigen Ameisen sind durch ihre auffälligen, geraden oder einfach geknieten Antennen kenntlich, die zum Tasten, Riechen, Schmecken und zur Kommunikation dienen. Unter anderem können Luftströmungen, Temperaturänderungen und der CO²-Gehalt der Luft damit wahrgenommen werden. Ameisen besitzen gut ausgebildete, aus mehreren Hunderten Sehelementen zusammengesetzte Facettenaugen sowie deutlich sichtbare, sehr bewegliche kräftige Beiß- und Kauwerkzeuge. Die Körperlänge variiert artenspezifisch stark und liegt allermeist zwischen 2 mm und 2 cm. Arbeiterinnen, Männchen und Königinnen unterscheiden sich deutlich, geschlechtsfähige Exemplare sind größtenteils flugfähig. Aufgrund der großen Arten- und Formvielfalt ist der Laie in vielen Fällen bei der genaueren Bestimmung von Ameisen überfragt.

Viele hiesige Ameisenarten nutzen unterschiedliche Nahrungsquellen, darunter andere Insekten und wirbellose Tiere, Pflanzensäfte, Honigtau, Samen und Ölkörperchen – aber eben auch Obst und menschliche Nahrungsmittel, vor allem besonders zucker- und eiweißhaltige. Wanderameisen wiederum leben auf eine ausschließlich räuberische Lebensweise. Gejagt wird dabei nicht einzeln, sondern als ganzes Volk, das selbst nicht vor kleineren Säugetieren, nestjungen Vögeln und Schlangen haltmacht. Frisches Aas dient verschiedenen Ameisen ebenfalls zur Ernährung.

Wie leben Ameisen?

Ameisenstaaten entstehen entweder durch Neugründung oder durch Abspaltung von einer bereits bestehenden Kolonie. Nach der Winterstarre beginnt die Königin mit der Eiablage. Die Eier reifen in Brutkammern, wo sie von Brutpflegerinnen betreut werden. Je nach Art schlüpfen nach einer bis vier Wochen die Larven; sie werden mit flüssiger oder kleinstzerteilter Nahrung gefüttert. Innerhalb meist weniger Tage verpuppen diese sich dann, bei einer Reihe von Arten in dafür gesponnenen Kokons. Fertige Jungameisen werden noch so lange weitergepflegt, bis ihr Chitinpanzer ausgehärtet und widerstandsfähig genug ist. Sind die Jungköniginnen und die Männchen geschlüpft, bereitet sich der ganze Staat auf den Hochzeitsflug und somit die Fortpflanzung vor. Die einheimischen Ameisenarten schwärmen überwiegend im Früh- oder Hochsommer.

Ameisenkolonien bauen sowohl Nester in Hohlräumen wie auch Freinester. Am häufigsten finden sich Erdnester, die zum allergrößten Teil unterirdisch angelegt sind (Beispiel: Gelbe Wiesenameise, lat. Lasius flavus). Hügelnester bieten im Vergleich dazu eine bessere Durchlüftung und Wärmespeicherung – es handelt sich hier um die allseits bekannten »Ameisenhaufen« (Beispiel: Rote Waldameise, lat. Formica rufa). Einige Ameisenarten höhlen morsches Totholz oder pilzbefallene Bäume aus, die Eingänge liegen dabei an den Wurzeln, sodass man dem Stamm selbst das Nest nicht unbedingt ansehen kann (Beispiel: Schwarze Rossameise, lat. Camponotus herculeanus). Viele Wanderameisen bilden sogenannte Biwaknester, die einen völlig chaotischen Anblick bieten und ohne fremdes Baumaterial aus nichts anderem bestehen als Arbeiterinnen, die sich aneinander festklammern.

Was macht die Ameise zur Gefahr und zum Schädling?

Die potenziellen Schäden durch Ameisen sind weitreichend und vielfältig. Zunächst besteht eine Gesundheitsgefahr. Ameisen verspritzen Ameisensäure, die bei manchen Menschen allergische Reaktionen bis hin zum lebensbedrohlichen anaphylaktischen Schock auslösen. Einige Ameisenarten wie die Rote Feuerameise (lat. Solenopsis invicta) sind besonders aggressiv. Ebenso können Ameisen Krankheitserreger und gefährliche Keime verbreiten. Wird in hygienesensitiven Bereichen die Pharaoameise (lat. Monomorium pharaonis) entdeckt, ist dies sogar meldepflichtig. Zudem befallen und verunreinigen Ameisen Lebensmittelbestände; selbst Kühlschrankdichtungen müssen nicht unbedingt ein Hindernis darstellen. Durch die Züchtung und Haltung von Blattläusen sorgen bestimmte Ameisenarten für deren übermäßige Vermehrung, was Nutz- und Zierpflanzen schadet, deren Wurzeln und Nährstoffversorgung außerdem gefährdet sind. Und schließlich verursachen holzfressende und anderweitig Material zersetzende Ameisen für erhebliche Zerstörungen an Dämmungsstoffen und Bausubstanz sowie an Kabeln und Elektrogeräten.

Oft wird man erst durch den Schwarmflug auf einen Ameisenbefall im Haus oder in der Wohnung aufmerksam, wenn die paarungsbereiten Königinnen und Männchen aus Bodenleisten, Steckdosen oder Türrahmen hervorfliegen und sich an den Fenstern sammeln. In einem solchen Fall sollte man den Tieren den Weg ins Freie öffnen und sich zurückziehen.